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OKTOBER-INVENTUR11 Minuten

Immer was geboten im Naturgarten!

Endlich Feierabend. Nichts wie raus in den Garten, Luft holen. Ob es jetzt im Oktober noch was zu entdecken gibt?

Direkt vor unserer Haustüre begrüßen mich unsere beiden „Wegelagerer“. Seit Wochen steigen wir vorsichtig über die beiden Unzertrennlichen hinweg, in der Hoffnung, dass sie dieses Jahr vielleicht noch blühen. Und tatsächlich, sie haben es Ende Oktober gerade noch geschafft: die Minze und die Winde.

Neben der Haustür, als Denkmal der Gelassenheit – der Hauswurz. Genüsslich schmiegt er sich an die Wangen des alten Spülsteins, als wolle er mir beim hektischen Treiben am Eingang zeigen, wie man’s entspannt angehen kann: anderen beim Rein- und Rausrennen zusehen, einfach mal alles hängen lassen und das Leben genießen.

Am Eingang steht auch schon ein Korb bereit – eine Erinnerung daran, dass die Maiskolben geerntet werden müssen. Es ist höchste Zeit, stelle ich fest. Einige der Kolben sind oben bereits von Mäusen und Vögeln angefressen, andere beginnen schon durch das feuchte Wetter zu schimmeln. Die meisten sehen aber noch gut aus. Die fortgeschrittene Reife erkennt man an den leicht schrumpeligen Körnern.

Zuckermais "Bantam"

Dynamisch spreizen sich die Hüllblätter des Maiskolbens, wie vom Wind erfasst und eingefroren, als ich ihm die Hülle vom Leib ziehe! Der kleidsamen, graugesprenkelten Außenhülle folgt ein beiges Innenfutter, das schließlich den goldenen Inhalt freigibt – was für ein Bild. Ich muss die Kamera holen!

Weitere Links zur Saatgutvermehrung: → Kohl → Kürbis → Zuckermais

Auf dem Rückweg fliegen Stieglitze auf, die sich im Herbst in großen Scharen über die Körner des Amaranth und Hirse hermachen. Das zart verästelte Gras mit seinen feinen Samenständen scheint wie geschaffen für meine Prägearbeiten in Papier, die ich sofort ausprobieren und sicherheitshalber gleich dokumentieren muss.

Der rote Amaranth startet bei mir im Sommer durch und bildet bis zum Herbst kräftige Pflanzen mit gewaltigen Samenmengen – eine üppige Futterquelle für Finken. Im Herbst sind diese schönen Pflanzen ein echter Hingucker und nützlich obendrein..

Amaranth & Hirse
Garten-Amarant (Amaranthus caudatus)
"Freies Prägen" ganz ohne Schablonen
In Natur und Garten finde ich immer neue, schöne Anregungen für mein zweites Steckenpferd „Freies Prägen“ auf Papier und Holz. Schau gerne mal vorbei unter  www.falkenburger.de

Auch die knallorangen Samen mit magentafarbenem Umhang des Pfaffenhütchens oder Gemeiner Spindelstrauch genannt, eingebettet in hellgrünes Laub, begeistern mich jedes Jahr aufs Neue. Was für eine großartige Farbkombination und eine wunderbare Inspiration für mutige Kontraste in Kunstwerken!

Hier kullern die Samen schon fast in die Schnäbel von Amsel und Co., die ganz scharf darauf sind, nebenbei mit Vorliebe direkt an meinen alten Bäumen für reichlich Pfaffenhütchen-Nachwuchs zu sorgen.

Gewöhnlicher Spindelstrauch (Euonymus europaeus)

Vogelfutter gibt es dieses Jahr reichlich, stelle ich fest. Fette, rote Hagebutten zieren selbst meine Zierrosen, die damit in zweiter und dritter Blüte erstrahlen. Wie gut, dass ich in diesem Jahr vor lauter Arbeit keine Zeit zum Ausputzen der verblühten Rosen hatte!

Gefüllte, geschlossene Rosen sind nicht für Insekten geeignet, ich weiß – sie können so nicht an Nektar und Pollen gelangen. Aber machen wir hier eine Ausnahme: Ich liebe dieses letzte Rosa inmitten der herbstlichen Farbtöne.

Immer tiefer werde ich in den Garten gesogen. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit blüht mehr als gedacht – wie schön!

Gelb und etwas zerzaust blühen mir ein paar Ringelblumen entgegen, und die Nachtkerzen verwandeln sich in Tagkerzen, wohl um die verbleibende Wärme des Tages zu nutzen.

Ringelblume (Calendula officinalis)
Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum)

Am Kompost leuchten eine letzte Königsskerze vor dunklem Grund und ein steifer Goldlack übt schon einmal für die Frühlingsblüte.

Goldlack (Erysimum cheiri)

Natürlich merke ich, wie mich der Garten immer mehr in seine Tiefe zieht, dieser Schelm! Mit den Farben der Trichterwinde hat er mich gänzlich um den Finger gewickelt.

Ich liebe die leicht changierenden Farben von hellem Blau bis dunklem Violett, die allein dadurch entstehen, dass sich Pflanzen einer Art verkreuzen, selbst aussäen und vermehren, sodass vielfältige „Charaktere“ entstehen können.

Winde (Zuchtform)
Weitere Links zur Saatgutvermehrung: → Kohl → Kürbis → Zuckermais

Im anderen Teil des Gemüsegartens angelangt, aalt sich eine letzte „Sweet Banana“-Paprikaschote in der Sonne. Mit strahlendem Gelb wird es wohl nichts mehr, aber der leichte Hauch von Grün über den Schultern steht ihr vorzüglich.

Paprika (Capsicum)

Die anderen verknautschten Exemplare meiner namenlosen Haussorte werden es nicht bis zur Röte schaffen. Sie nehmen es gelassen und hängen noch eine Runde ab, bis ich sie vor dem Frost in die Truhe packe.

Nicht weit davon schießt ein völlig verpeilter Fenchel in die Höhe. In seinem Überschwang hat er vergessen, eine Knolle zu bilden, und entwickelt stattdessen eine wahre Fontaine aus üppigen Blüten und Blättern.

Schwalbenschwanz (Papilio machaon)

Was ist denn das? Eine Raupe des Schwalbenschwanz-Schmetterlings! Wenn das mal kein Schlaraffenland für den Nimmersatt ist! Bei näherem Hinsehen finde ich noch sechs unterschiedlich große Raupen, die überwintern werden, wenn sie nicht von einem Vogel erwischt werden. Von mir aus können es Hunderte sein. Dieser Fenchel ist daher von unserem herbstlichen Speiseplan gestrichen. Da teilt man doch gerne.

Fenchel (Foeniculum vulgare)

Ein paar Himbeeren gibt es ja auch noch, stelle ich erfreut fest. Es ist immer gut, wenn man mehrere Himbeersorten im Garten hat, die zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Da gibt es immer einen guten Grund, um dem Büro zu entfliehen und „mal eben“ seinen Zuckerhaushalt auf Vordermann zu bringen.

Himbeere (Rubus idaeus)
Schwarzenbeere (Solanum burbankii)

Für die späte Ernte kann ich die Schwarzenbeere (Solanum burbankii), ein Nachtschattengewächs, empfehlen. Einmal gepflanzt, versamt sie sich im Garten und kommt jährlich wieder. Die Pflanzen keimen im Sommer und entwickeln bis zum Herbst eine Größe von bis zu einem Quadratmeter, wobei sie bis zum Frost süß schmeckende, einzigartig aromatische Beeren liefern. 

Grüne Reiswanze (Nezara viridula)

Und was sind das für Kerle, die sich da auf den Schwarzen Beeren tummeln? Vermutlich die Grüne Reiswanze (Nezara viridula), die sich leider aufgrund der Klimaerwärmung immer weiter ausbreitet …

Und hier noch der Rest der gesammelten Farbtuper in meinem Garten:

Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)
Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)
Weinrebe (Vitis vinifera)
Wilde Malve (Malva sylvestris)
Herbst-Anemone (Anemone hupehensis)
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum)
Gemeiner Stechapfel (Datura stramonium)
Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
Katzenminze

Kassensturz: Summa summarum habe ich über 20 blühende Blumen- und Gemüsearten in meinem Naturgarten entdeckt – und das Ende Oktober! Seltsame Wesen wie Raupen, Wanzen, Hummeln und Fliegen sind mir über den Weg gelaufen. Ich war an der frischen Luft, hatte Bewegung, habe nun schöne Ideen für neue Kunstwerke im Kopf und in der Kamera – und dazu beste Laune.

Wenn sich die Investition in den Naturgarten da mal nicht gelohnt hat! 🙂

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Bis zum nächsten Mal! 🙂

© Alle Fotos und Illustrationen von Katja Falkenburger

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