DER UNBEKANNTE kOSMOS ZU DEINEN fÜSSEN
Warum zum Mond fliegen – das unbekannte Wunderland liegt doch direkt vor unseren Füßen und will erforscht werden! Denn laut einer Studie aus Großbritannien wurden allein in einem Hektar extensiv bewirtschafteter Wiesenfläche 2000 bis 5000 Insektenarten gefunden! Diese Artenvielfalt ist allerdings nur möglich, wenn Wiesen schonend beweidet oder gemäht werden und keine zusätzliche Düngung mit Gülle oder Kunstdünger vorgenommen wird.
Das ist meine Lieblingswiese. Hier finde ich im Sommer auf Fotopirsch manchmal sogar sehr seltene Schmetterlinge, interessant gezeichnete Grashüpfer, bunte Käfer und andere interessante Wiesenbewohner.
Auf den Bildern siehst du den blauen Wiesensalbei (Salvia pratensis), fliederfarbene Wiesen- oder Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), weißes Wiesen-Labkraut (Galium mollugo), den gelben Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus) und Wiesen-Margeriten (Leucanthemum vulgare).
Wie schön, bunt und vielseitig eine nährstoffarme Wiese sein kann, erstaunt mich immer wieder. Aber eigentlich ist es logisch. Nährstoffliebende Pflanzen wie beispielsweise der kräftig wachsende Löwenzahn unterdrücken zartwüchsige Pflanzenarten. Auf mageren Wiesenböden dagegen können sich auch Pflanzen mit geringerem Nährstoffbedarf durchsetzen. Weniger Nährstoffe machen auch Pflanzen schlank: enger zusammengerückt gibt das mehr Platz für viel mehr Pflanzen und Pflanzenarten auf gleicher Fläche.
Da lohnt sich ein neugieriger Blick in die Tiefen deiner Wiese am Haus, am Feld- und Waldrand auf jeden Fall.
01 BLÜTENSCHICHT
Blühende Gräser und Wiesenblumen bilden die Blütenschicht einer Wiese. Während Gräser hauptsächlich vom Wind bestäubt werden, locken Blüten mit Nektar und Pollen Insekten zur Bestäubung an. Die Blütenschicht produziert große Mengen an Samen, die eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Lebewesen der Streu- und Bodenschicht darstellen.
02 BLATT-/STÄNGELSCHICHT
Die Blatt- und Stängelschicht einer Wiese bietet reichlich Nahrung für Säugetiere wie Wild- und Weidetiere sowie für Vögel. Sie ist Lebensraum für Blattläuse, Spinnen, Schmetterlingsraupen und Grashüpfer, ebenso für bodenbrütende Vögel wie Wiesenpieper und Lerchen. Raubvögel und andere Jäger spüren hier ihre Beute in Form von Mäusen, Vögeln, Fröschen und Eidechsen auf.
03 STREUSCHICHT
In der Streuschicht einer Wiese sammeln sich abgestorbene Pflanzenteile, die Feuchtigkeit speichern und die Erde vor Austrocknung schützen. Dieses organische Material dient als Nahrung und Lebensraum für humusbildende Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen sowie für Würmer, Asseln, Tausendfüßler, Ameisen, Käfer und Schnecken.
04 BODENSCHICHT
Ein Teelöffel Boden kann Schätzungen zufolge Milliarden von Mikroorganismen enthalten, die zusammen mit Springschwänzen, Kompost-, Faden- und Borstenwürmern für die Bodenfruchtbarkeit sorgen. Wühlende Maulwürfe und Mäuse spielen in der Bodenschicht ebenfalls eine wichtige Rolle, da sie die Erde durchlüften, umschichten und ihre Gänge von weiteren Arten genutzt werden.
Eine bunte Wiese ist natürlich klasse, aber auch die unscheinbareren Gräser gehören zur Wiese dazu, denn beispielsweise viele Schmetterlingsarten benötigen bestimmte Grasarten als Raupenfutterpflanze.
So kann man auf dem Schafschwingel (Festuca ovina), der Aufrechten Trespe (Bromus erectus), der Fiederzwenke und dem Landreitgras (Calamagrostis epigejos) besonders viele Schmetterlingsraupenarten finden. Aber es gibt ja noch viele, viele weitere kleinere und größere Tierarten, die sich auf eine besondere Wiesenpflanze spezialisiert haben. Schmetterlinge sind durch ihre bunten Farben auffällig, aber wer weiß schon so ganz genau, welche dieser unzähligen Wiesenbewohner mit welcher Pflanze zusammenhängt? Manche davon leben in ganz enger Symbiose und sind sogar zwingend aufeinander angewiesen. Da hilft nur Pflanzenvielfalt in rauen Mengen – dann ist man auf der sicheren Seite. In diesem Fall ist Masse einfach klasse. 🙂
Eine reife Wiese, rechts mit Gewöhnlichem Zittergras (Briza media) und Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), und auf dem linken Bild mit Wiesen-Labkraut (Galium mollugo), Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) und vielen verschiedenen Gräsern.
Apropos Zittergras! Das musste ich auch unbedingt in meiner Wiese haben. Da sich anscheinend bisher noch kein Samenkorn dorthin verirrt und gekeimt hat, habe ich kurzerhand eine kleine Impfinsel in der Wiese angelegt. Glücklicherweise gibt es inzwischen sogar Samen und Pflanzen von Wiesenblumen und Gräsern zu kaufen, da diese inzwischen selten geworden sind.
Mein Zittergras habe ich sicherheitshalber in Töpfchen gesät und vorgezogen, bevor ich es auf der Impfinsel in der Wiese ausgewildert habe. So hat man eine bessere Kontrolle und die Pflanzen setzen sich besser durch.
Nun soll sich das Zittergras in der ganzen Wiese und noch weiter verbreiten. Hier sind schon die ersten Bilder der Impfinsel.
Na, Lust auf eine eigene, artenreiche Wiese bekommen, die man nur ein- bis zweimal im Jahr mähen muss?
Wie es funktioniert, schreibe ich in einem weiteren Beitrag. Ungeduldige können aber auch jetzt schon mein Buch SO GEHT NATURGARTEN – DIE BESTEN GARTENELEMENTE schmökern und gleich mit einem ersten Element zu ihrem Gartenparadies durchstarten.