Statisches Staudenbeet oder Dynamische Pflanzung?
Klassische Staudenbeete mit einer relativ kurzen Blütezeit gelten als wohlgestaltet, pflegeleicht und ordentlich. Schluss mit der Langeweile – her mit dynamischen Beeten! Jetzt wird maximal durchgeblüht! Nach Mairosa und übermütigen weißen Baldrianwolken wird es dank der gesamten Pflanzenvielfalt dynamisch bunt – und zwar vom Frühjahr bis zum Frost!
Bunter Mix und Farbspiele
Nicht passende, zu wenig kontrastreiche oder zu komplementäre Pflanzenfarben müssen nach einem Pflanzplan zusammengestellt werden? Pustekuchen. Bei einer dynamischen Pflanzung braucht es keinen detaillierten Pflanzplan, denn die Pflanzen finden ihren Platz mit der Zeit von selbst. Einige Stauden als Fixpunkte genügen, die dann von selbst aussäenden Pflanzen umspielt werden. Die Natur begegnet dem „gestalterischen Problem“ von scheinbar nicht harmonierenden Farben und Formen mit zarten, eher kleinen Blüten. Dicht gedrängt auf schlanken Stängeln zaubern Wildblumen auf Wiesen feine Farbverläufe nach dem Prinzip „Mix and Match“. Dabei entstehen spannende Farbspiele, bei denen viele unterschiedliche Blütenfarben mit Gräsern durchwoben sind.
Pflanzungen nach dem Zufallsprinzip, also durch Selbstaussaat, wirken auf mich immer stimmig. Wenn man sich mit Gestaltung beschäftigt, merkt man, wie schwierig es ist, diese „Leichtigkeit“ zu schaffen, die natürlich entstandene Landschaften und Strukturen haben.
Liste der im Juli blühenden Pflanzen, die auf den Bildern zu sehen sind:
Kleine Königskerze (Verbascum thapsus)
Nachtkerze (Oenothera biennis)
Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum)
Sonnenröschen (Helianthemum nummularium)
Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Sumpfziest (Stachys palustris)
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica)
„Mix and Match“ funktioniert auch im Blumenbeet. Durch die Kombination von vielen verschiedenen, möglichst einheimischen Pflanzenarten mit unterschiedlichen Blütezeiten und -farben entstehen harmonische Übergänge und überraschende Farbkombinationen, die das Beet lebendig und abwechslungsreich erscheinen lassen. Diese natürliche Dynamik bringt nicht nur Vielfalt in den Garten, sondern sorgt auch für ein gesundes Ökosystem, das heimische Tiere anzieht und fördert.
Das Ergebnis: Ein Garten, der das ganze Jahr über spannend bleibt, ständig neue Blühaspekte bietet und weniger Pflegeaufwand erfordert. Stauden und ein- bis zweijährige Pflanzen ergänzen sich perfekt und sorgen durch Selbstaussaat für eine kontinuierliche Erneuerung des Pflanzenbestandes. So entstehen jedes Jahr neue, unerwartete und dennoch harmonische Beetansichten, die immer wieder aufs Neue begeistern.
Statisches und dynamisches Beet - der Unterschied
STATISCHES BEET
Um ein jährlich gleichbleibendes Gesamtbild zu erhalten, werden gerne nach dem klassischen Vorbild von „English Mixed Borders“ mehrjährige, große Stauden und hybride Pflanzen verwendet, die nach Größen, Farben und Blühzeitpunkten geordnet sind.
Abstrakte Darstellung einer statischen Beetanlage: große blühende Stauden schaffen ein unruhiges, tupfenartiges Gesamtbild. ↓
Merkmale:
Hauptblütezeit: Die Hauptblütezeit liegt im Mai – Juni, sobald sich die Stauden entwickelt haben.
Beetbild: Pflanzen sind nach Höhe, Farbe und Blühzeitpunkt angeordnet, wodurch eine „klecks- oder fleckenartige“ Beet-Ansicht entsteht, weshalb in manchen Fällen „zur Beruhigung“ die verwendeten Blütenfarben eingegrenzt werden.
Pflegeaufwand: Offener Boden zwischen jungen Stauden erfordert regelmäßige Pflege wie Hacken, Jäten oder Mulchen, um unerwünschten Beiwuchs zu verhindern. Dies kann das Bodenleben beeinträchtigen.
Geringer Pflegeaufwand: Durch die ausschließliche Verwendung mehrjähriger Pflanzen wird der Pflegeaufwand minimiert.
Begrenzte Vielfalt: Nur mehrjährige Pflanzen sind vertreten, was die Vielfalt einschränkt. Für ein geordnetes Bild werden daher häufig sterile Hybriden verwendet, um die Selbstaussaat zu verhindern. Exotische Pflanzen erweitern die Auswahl an Stauden, sind jedoch für einheimische Tiere nur begrenzt oder gar nicht nutzbar.
Alterung der Stauden: Ältere und große Stauden neigen dazu, nach einigen Jahren ihre Vitalität zu verlieren und zu „vergreisen“. Sie müssen regelmäßig gedüngt, geteilt oder umgesetzt werden.
Beetlücken: Fallen einzelne Pflanzen durch Krankheit oder Mausfraß aus, entstehen große Lücken, die im durchgestylten Beet störend auffallen.
DYNAMISCHES BEET
Ein dynamisches Blumenbeet zeichnet sich durch eine ineinander verwobene, wiesenartige Bepflanzung aus, die sowohl mehrjährige als auch ein- bis zweijährige Pflanzen integriert. Diese Beete sind flexibler und passen sich über die Zeit an.
Abstrakte Darstellung einer dynamischen Beetanlage: unzählige, feine Blumenfarben verweben sich zu einem harmonischen Gesamtbild. ↓
Merkmale:
Hauptblütezeit: Bei großer Pflanzenvielfalt mit Stauden und selbstaussäenden Ein- bis Zweijährigen Pflanzen wird von März bis zum Frost durchgeblüht.
Beetbild: Blüten von verschiedenen Arten verweben sich in fließenden Übergängen miteinander, was ein dynamisches und abwechslungsreiches Bild ergibt.
Natürliche Anordnung: Pflanzpläne sind nicht zwingend notwendig. Dynamische Anlagen können komplett gesät und/oder gepflanzt werden. Stauden können mit größeren Abständen als Grundgerüst gepflanzt werden und ordnen sich durch Selbstaussaat und natürliche Verschleppung selbst.
Jährlich wechselnde Ansichten: Durch die Mischung aus mehrjährigen und ein- bis zweijährigen Pflanzen entstehen jedes Jahr andere Beetansichten.
Weniger Pflege: In der dichten Kombination mit kurzlebigeren Pflanzen konkurrieren Stauden um Wasser und Nährstoffe, was zu weniger üppigem Wachstum führt. Sie müssen daher nicht regelmäßig geteilt werden. Ausfälle von Pflanzen werden schnell unsichtbar, da Lücken durch die Selbstaussaat von ein- bis zweijährigen Pflanzen geschlossen werden.
Durchgängige Blüte: Dank der vielen unterschiedlichen Pflanzen mit verschiedenen Blühzeiten blüht das Beet durchgehend und bietet immer neue Farbkombinationen und Beetansichten.
Dynamik im Juni - Rosenmalve und ...
Passt doch: rosa Rosenmalven zwischen Blutweiderich, Weidenröschen, braunen Lanzen-Eisenkraut.
Das Lanzen-Eisenkraut ist übrigens aufgrund seiner starken Aussaat und als nicht einheimische Pflanze nicht zu empfehlen. Einmal im Garten bekommt man ihn nicht mehr los.

Liste der im Juli blühenden Pflanzen, die auf den Bildern zu sehen sind:
Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis)
Rosenmalve (Lavatera trimestris)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata)
Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Samenstand
Wilder Fingerhut (Digitalis purpurea), Samenstand
Zottiges Weidenröschen und ...
Grau und rosa? Wie unspektakulär wäre das graue Herzgespann ohne das Zottige Weidenröschen, das sich genau passend davor versamt und zu einer prächtigen fast 2 Meter hohen rosa Wolke entwickelt hat.
Wilde Karde und ...
Farbspiel am Teich: Der verblühte Baldrian im Hintergrund lässt die rot-blau bis violetten Farben der Gewöhnlichen Karde, Blutweiderich und Sumpfziest leuchten.

Liste der im Juli blühenden Pflanzen, die auf den Bildern zu sehen sind:
Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
Sumpf-Ziest (Stachys palustris)
Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
Kleiner Rohrkolben (Typha angustifolia)
Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Samenstand
Eibisch (Althaea officinalis)
Behaarte Karde (Dipsacus pilosus)
Wollziest und ...




Wiesenknopf und ...
Geht doch: Grün-Beige an Weinrot und Lila.
Liste der im Juli blühenden Pflanzen, die auf den Bildern zu sehen sind:
Kandelaber-Ehrenpreis (Veronica candelabrum)*
Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Samenstand
* Diese Pflanze kann von den heimischen Insekten zwar als Nektarquelle genutzt werden, bietet jedoch kein Raupenfutter, wie es bei einheimischen Pflanzen der Fall ist.
Schwarze Königskerze und ...
Must-have: Die Schwarze Königskerze ist eine meiner Lieblingsstauden – sie blüht und blüht und blüht, kommt jedes Jahr zuverlässig wieder und setzt sich selbst im dichten Baldrian-Dschungel durch. Alle Achtung!

Liste der im Juli blühenden Pflanzen, die auf den Bildern zu sehen sind:
Große Königskerze (Verbascum densiflorum)
Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum)
Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis)
Kratzdistel (Cirsium sp.)
Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata)
Banater Kugeldistel (Echinops bannaticus)
Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Samenstand
Porree (Allium porrum)
Blutweiderich und ...
Dicht an dicht: Auch die dritte Blühphase am Teichrand kann sich sehen lassen. Nach üppigem Mairosa und dichten weißen Baldrianwolken setzen sich nun der Baldrian, die Nachtkerzen und weitere durchsetzungsstarke Stauden durch. Das ist mal effektiv und farblich gesehen eine spannende Mischung.
Vielen Dank fürs Lesen!
Wenn du dir den Garten mal in echt ansehen möchtest, melde dich bitte per E-Mail an. Bei der Führung zeige ich, wie in meinem Buch „So geht Naturgarten“ beschrieben, wie man einen Naturgarten so anlegen kann, dass er effektiv zur Artenvielfalt beiträgt. Dieses Jahr gibt es noch ein paar Termine, die du hier findest.

Liste der im Juli blühenden Pflanzen, die auf den Bildern zu sehen sind:
Liebstöckel (Levisticum officinale)
Nachtkerze (Oenothera biennis)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum)
Herzgespann (Leonurus cardiaca)
Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata)
Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Samenstand
Rote Lichtnelke (Silene dioica), Samenstand
Krauser Ampfer (Rumex crispus), Samenstand
© Alle Fotos und Illustrationen von Katja Falkenburger
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