Du betrachtest gerade 01 SO GEHT TROCKENMAUER!<span class="wtr-time-wrap after-title"><span class="wtr-time-number">10</span> Minuten</span>

01 SO GEHT TROCKENMAUER!10 Minuten

Schnapp dir ’ne Schaufel, ein paar Steine und werde zum erstklassigen Naturgarten-Baulöwen und Immobilienanbieter für alles, was da kreucht und fleucht! Trockenmauern bringen die Artenvielfalt in deinem Naturgarten auf ein neues Level!

Sie sind nicht nur charmante Gestaltungselemente, sondern auch echte Hotspots für Biodiversität. Zwischen den Fugen finden Insekten, Eidechsen und Wildpflanzen ein Zuhause – und natürlich alles ganz ohne Mörtel.

In diesem Beitrag zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du deine eigene Trockenmauer baust – von der Planung bis zur Mauerkrone. 

Vorab eine Warnung: Trockenmauern machen süchtig!

Die Trockenmauer

Für Trockenmauern ist kein Spezialwissen oder schweres Gerät nötig. Es besteht kein Zeitdruck durch härtenden Mörtel, und solche Mauern können frei gestaltet, jederzeit erweitert, repariert aber auch wieder abgebaut und die Steine wiederverwendet werden.

Trockenmauern sind ökologisch wertvoll, da sie Lebensraum für Tiere wie Eidechsen, Spinnen und Insekten bieten. Auch spezialisierte Wildpflanzen können sich darin ansiedeln. Mauerkronen, Fugen und Rückseiten schaffen unterschiedliche Mikroklimazonen, die eine besonders große Artenvielfalt ermöglichen. An Hängen sind Trockenmauern und Terrassierungen eine sehr wirksame Möglichkeit, um Erosionsgefahr zu reduzieren.

Mörtelfreie Mauern sind klimafreundlich und nachhaltig, da vor Ort vorhandene Erde und Steine ohne Mörtel und Beton verwendet werden können. Regenwasser kann in den Fugen versickern – es entsteht keine Staunässe, was ideal für trockenheitsliebende Pflanzen ist.

Eine Trockenmauer ist weit mehr als nur ein Steinwall – sie ist ein lebendiges Element im Garten, das Funktionalität mit der Förderung der Artenvielfalt vereint – und dabei auch noch richtig gut aussieht!

In meinem Buch „So geht Naturgarten“, im Kapitel „Gelände“, erfährst du, wie du die Grundlagen für ein vielfältiges Mikroklima schaffst – und wie sich das positiv auf die Artenvielfalt auswirkt.

Materialien & Werkzeuge

Materialien

  • Unterschiedlich große, länglich geformte Natursteine – idealerweise kantige, noch tragbare Bruchsteine von ca. 20 bis 60 cm Länge
  • Sand oder Erde (z. B. Aushuberde) zum Hinterfüllen
  • Pflanzen für die Fugen – einzelne Rosetten und in Fugen eingelegte Triebe genügen in der Regel.
  • Evtl. ein paar alte Firstziegel als Eingänge und ausrangierte Dachziegel zum Abdecken von Hohlräumen 

Mehr zum Thema und ein Video findest du im Beitrag „Trockenmauer mit Unterschlupf“:
02 TROCKENMAUER MIT UNTERSCHLUPF!

Steingrößen
kantige, rechteckige Steine mit einer Länge von 20-60 cm sind ideal
Ableger
Ableger - einzelne kleine Zweige und Rosetten von Fetthennen und Dachwurzen
Schubkarre, Eimer, Schaufel, Handschaufel, Pickel, Handschuhe und optional einen Gummihammer und eine Richtschnur

Werkzeuge

  • Spaten, Schaufel, Pickel, Handschaufel
  • Schubkarre und Eimer zum Transport von Steinen und Erde
  • Bei Bedarf: Gummihammer zum Festklopfen der Steine
  • Evtl. Schnur und Holzpflöcke bei einer geradlinig verlaufenden Mauerkrone
  • Arbeitshandschuhe
Schubkarre, Eimer, Schaufel, Handschaufel, Pickel, Handschuhe und optional einen Gummihammer und eine Richtschnur

Mauerformen

Trockenmauern können zur Hangbefestigung, Terrassierung  und als freistehende Mauer ausgeführt werden und vielfältige Funktionen erfüllen.

Die Form der Trockenmauer spielt eine große Rolle für die Artenvielfalt. Bei einer schnurgeraden Mauergestaltung sind Sonneneinstrahlung und Bewitterung an jedem Punkt ähnlich. Eine geschwungene Form hingegen schafft unterschiedliche Mikroklimazonen, die ganz verschiedenen Tieren und Pflanzen entgegenkommen – und so die Artenvielfalt gezielt fördern. 

Freistehende Mauer
Mauern als Geländeausgleich
Hangbefestigung
Terrassierung

Beispiele

Befestigung eines Hügels aus Sand, Schotter und Lehm als Nisthilfe für erdnistende Wildbienen

Nach außen gerichtete Radien nicht zu klein und in Abhängigkeit von der Steingröße ausführen

Terrassierter Hügel mit sonnigen und schattigen Bereichen für eine vielfältige Bepflanzung
Geschwungener Verlauf einer Trockenmauer in unterschiedlichen Höhen und Schrägen
Terrassen vergrößern die Oberfläche eines Hügels
Hangbefestigung durch aufgelegte, der Hügelschräge folgende Steine in dynamischer Bandform

Schritt für Schritt

Fundament

  • Den Mauerverlauf mit einer auf dem Boden ausgelegten Schnur oder einem Gartenschlauch markieren, um stetige und gleichmäßige Kurven zu erhalten
  • Einen Graben ca. 30 cm tief und etwa 10 cm breiter als die geplante Mauer ausheben
  • Mit Schotter und groben Steinen füllen und durch festes Antreten verdichten
  • Die erste Steinreihe eng und stabil entlang des Schnur- oder Schlauchverlaufs auf das verdichtete Fundament setzen

Bei nicht tragfähigem Untergrund wie weicher Humuserde oder sandigem Boden ist ein Fundament empfehlenswert, um das Gewicht der Mauer gleichmäßig zu verteilen. So wird verhindert, dass sich die Steine bei Regen absenken oder verschieben. Das Schotterbett dient zugleich als Drainage und schützt vor Staunässe.

Weitere Reihen aufbauen

  • Form und Größe der Steine sollten so gewählt werden, dass eine gute Verzahnung untereinander gewährleistet ist.
  • Die Steine müssen jeweils an mindestens drei Punkten sicher aufliegen
  • längliche Steine zur besseren Verankerung im Erdreich nutzen
  • Bei senkrechten Mauern eine maximale Höhe von ca. 80 cm bis 1 m einhalten – je größer die Steine, umso höher kann gebaut werden.
  • Eine leichte Neigung von etwa 10 % nach hinten erhöht die Stabilität
Versetzte Fugen
3-Punkt-Auflage - jeder Stein muss stabil aufliegen

Stabilisieren

  • Zwischenräume und Mauerrückseite fortlaufend mit Erde, Sand oder kleinen Steinen auffüllen und verdichten
  • empfehlenswert: Fugenpflanzen wie Mauerpfeffer oder Thymian direkt beim Bau einsetzen – ihre Wurzeln festigen die Mauer zusätzlich

Mauerkrone

  • Flache, schöne Steine für die oberste Reihe (Mauerkrone) reservieren

Hohlräume einplanen

Beim Bau der Trockenmauer können gezielt Elemente wie umgedrehte Firstziegel oder weiter auseinandergelegte Steine eingesetzt werden, um breitere Fugen zu schaffen. Diese können auch größeren Tieren wie Fröschen, Kröten, Igeln oder Ringelnattern als Eingänge zu einem Unterschlupf innerhalb der Trockenmauer dienen …

 

Mehr zum Thema und ein Video findest du im Beitrag „Trockenmauer mit Unterschlupf“:
02 TROCKENMAUER MIT UNTERSCHLUPF!

Die Fugenmanager!

Die Wurzeln der Pflanzen befestigen die Steinmauer zusätzlich. Deshalb sollten die Fugen stets mit Erde verfüllt und bereits während des Mauerbaus mit Pflanzen oder Ablegern bestückt werden.

Für die Bepflanzung der Fugen zwischen den Steinen eignen sich besonders kleinwüchsige, robuste Pflanzen.

Je nach Ausrichtung der Mauer sind unterschiedliche Pflanzen empfehlenswert:

  • Nordseite: Farne und Moose, die Schatten und Feuchtigkeit bevorzugen

  • Südseite: Hitzeverträgliche Arten wie Dachwurze (Sempervivum) und Fetthennen (Sedum)

Die Steine der Trockenmauer wirken dabei wie ein natürlicher Wärmespeicher, was das Mikroklima für wärmeliebende Pflanzen zusätzlich verbessert.

Sonne

  • Felsen-Fetthenne
    (Sedum reflexum)
  • Gelbes Sonnenröschen
    (Helianthemum nummularium)
  • Gew. Katzenpfötchen
    (Antennaria dioica)
  • Hauswurz
    (Sempervivum tectorum)
  • Immergrünes Felsenblümchen
    (Draba aizoides)
  • Kleines Habichtskraut
    (Hieracium pilosella)
  • Kriechendes Gipskraut
    (Gypsophila repens)
  • Pfingst-Nelke
    (Dianthus gratianopolitanus)
  • Sand-Thymian
    (Thymus serpyllum)
  • Scharfer Mauerpfeffer
    (Sedum acre)
  • Stein-Nelke
    (Dianthus sylvestris)
  • Steinbrechfelsennelke
    (Petrorhagia saxifraga)
  • Weißer Mauerpfeffer
    (Sedum album)
  • Zwerg-Glockenblume
    (Campanula cochleariifolia)
Dachwurz, Thymian
Fetthennen und Hauswurze sind auf trockene, heiße Standorte spezialisiert
Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes)

Schatten

  • Alpen-Elfenblume
    (Epimedium alpinum)
  • Braunstieliger Streifenfarn
    (Asplenium trichomanes)
  • Gemeiner Tüpfelfarn
    (Polypodium vulgare)
  • Gänsekresse
    (Arabis hirsuta)
  • Gelber Lerchensporn
    (Corydalis lutea)
  • Mauer-Streifenfarn
    (Asplenium ruta-muraria)
  • Moos-Steinbrech
    (Saxifraga bryoides)
  • Rundblättriger Steinbrech
    (Saxifraga rotundifolia)
  • Ruprechtskraut
    (Geranium robertianum)
  • Schatten-Segge
    (Carex umbrosa)
  • Zimbelkraut
    (Cymbalaria muralis)
  • Zweiblättriges Schattenblümchen
    (Maianthemum bifolium)

Meine Erfahrungen

Zugegeben – ganz einfach ist der Trockenmauerbau nicht. Bei meinen ersten Versuchen habe ich zu kleine und zu runde Steine verwendet, mit gewagten Höhen experimentiert, die Mauerschräge zu steil angelegt und die Radien bei nach außen gerichteten Rundungen zu eng gewählt. Optisch sah das zunächst richtig gut aus – bis der nächste Starkregen kam und leider einige Teilbereiche abrutschten.

Aber zum Glück ließ sich das Problem schnell beheben. Und wie so oft: Man lernt mit jedem Mal dazu!

Meine Steine sind inzwischen alle verbaut – man hat einfach immer viel zu wenig Steine und zu viele Ideen für neue Mauerprojekte …

Mein Tipp: Einfach mal ausprobieren!

© Alle Bilder von Katja Falkenburger

Lust auf mehr?

Dann abonniere gerne meinen Blog, um kostenlos die neuen Beiträge zu erhalten. Trage dich dazu gaaaanz unten auf dieser Seite beim Vögelchen in das Newsletterformular ein.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, hinterlasse gerne eine Bewertung oder einen Kommentar. Dein Feedback bedeutet mir viel und hilft anderen Lesern, interessante Inhalte zu entdecken. Danke, dass du dabei bist!

Bis zum nächsten Mal! 🙂

5 1 Stimme
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
7 Kommentare
Älteste
Neueste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen