EIN ENTENBESUCH IM WINTERLICHEN TEICH
Dekorationsarbeiten mit Krimskrams in Haus und Garten liegen mir nicht. Gar nicht. Diese Art von Gestaltung muss meiner Meinung nach von ganz allein passieren, einem quasi zufliegen wie eine gute Idee oder ganz ohne weiteres Zutun wie ein sich im Jahresverlauf selbst dekorierender, blühender Garten, Simsalabim.
Das mit dem „Zufliegen“ funktioniert tatsächlich, denn heute Morgen entdeckten wir ein ungewohnt dekoratives Element im Gartenteich. Bestimmt kennst du das: Eine klitzekleine Änderung in der Umgebung, ein sicher uraltes Alarm-Gen wird aktiviert und die Aufmerksamkeit ist geweckt. Denn unvermutet leuchtete etwas in schreiendem Ampelrot und zurückhaltendem Kupferbraun aus der trüben Nebelsuppe über unserem Gartenteich. Eine solche Farbkombination muss einem als beruflich bedingte Farbjongleurin erst einmal einfallen. Den Kolben-Enterich, der gerade die Badeeigenschaften unseres Teiches testete, kleidete es jedenfalls vorzüglich, und auch unser trister, wintergrauer Teich sah gleich viel fröhlicher aus.
Umgehend wurde die Kamera gezückt, um den kostbaren, flüchtigen Augenblick einzufangen. Vorsichtiges Anschleichen mit dem Teleobjektiv endete nach unzähligen Bildern „zur Sicherheit“ drei Meter vor der gar nicht scheuen und zudem sehr fotogenen Ente. Spot on, dachte sich wohl auch die warme Wintersonne, die den Nebel verscheuchte und das bunte Federkleid erstrahlen ließ.
Nach erfolgreicher Bilderjagd gönnten sich dann drei Zweibeiner ein gemeinsames Sonnenbad. Wir im Liegestuhl, und auch der Enterich legte ein Bein hoch und versenkte den Schnabel in seinem Federkissen. Was den Kerl wohl hierhin verschlagen hat? War er ein Mobbingopfer der Bodensee-Enten, das eine Kur oder Urlaub brauchte? Oder gar ein Späher, die Vorhut, ehe die ganze Bande bei uns aufschlägt?
Kolbenenten ernähren sich überwiegend von Wasserpflanzen, erfahre ich im schlauen Internet. Sie wären willentlich vegan, nur die ein oder andere an Algen haftende Schnecke wird versehentlich verspeist. Wenn das mal stimmt …
Mit Enten – vor allem mit den sogenannten „Schneckenenten“ oder auch „Laufenten“ kenne ich mich aus. Ursprünglich angeschafft, um gegen die Schneckenplage im Garten behilflich zu sein, rümpften diese den Schnabel, sobald ihnen die Schleimer über den Weg krochen. Selbst zum Laufen waren sie zu faul, da sie dank ihres Teiches den ganzen Tag gemütlich schwimmend übers Wasser gleiten konnten. Ist vielleicht die Kolben-Ente die ersehnte Lösung gegen meine Schneckenplage? Wenn Schnecken-Laufenten weder laufen noch Schnecken mögen, dann besteht vielleicht die Hoffnung, dass Kolben-Enten statt Algen vielleicht Schnecken mögen?
Abends war er dann aber leider weg, der bunte Klecks auf dem Teich. Kommt er wieder? Wir sind gespannt. Denn es sah hübsch aus, diese mobile, winterliche Garten-Deko.
En(t)de