DIE CHALLENGE - Das britische Erfolgsmodell "NO MOW MAY" nun auch bei uns!
Was die Briten schon immer wussten: Mähen vor Hitzeperioden schadet dem Grün! Erst seit ein paar Jahren folgte dort auch die Erkenntnis, dass das Mähen auch dem Bunt von Blumen schadet. Um Wildblumen zu fördern, führten die Inselbewohner daher kurzerhand den NO MOW MAY (1) oder MÄHFREIEN MAI ein. Das Konzept begeistert neben pollen- und nektarhungrigen Insekten sogar die Amerikaner, und nun schwappt der Trend endlich, mit 5 Jahren Verspätung auch ans Festland zu uns. Die Challenge ist eröffnet!
Rasenmäher, Motorsensen und Rasenroboter schlummern daher gerade friedlich im Schuppen, und alle können den Frühling bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel im Liegestuhl genießen und den Wiesenblumen beim Blühen zusehen. Wirklich alle?
1 NO MOW MAY [nəʊ moʊ meɪ]
Die No Mow May-Aktion wurde ursprünglich von Plantlife, einer englischen Organisation zum Schutz von Wildpflanzen ins Leben gerufen. Sie begann im Jahr 2019 und ermutigt Gartenbesitzer dazu, ihren Rasen im Mai nicht zu mähen und Wildblumen wachsen zu lassen.
Quelle: www.plantlife.org.uk
Immer wieder soll es vorkommen, dass einige vom Alltag gestresste Mitbürger selbst im bunt blühenden Mai mäh-rückfällig werden, weil ihnen der „Duft“ von frisch gemähtem Rasen schmerzlich fehlt, den sie mit Natur und Entspannung verbinden. Genau genommen handelt es sich beim Duft des Grases um Alkohole wie zum Beispiel cis-3-Hexenol (2). Macht dieser Stoff am Ende seinem Namen alle Ehre und verhext ehrbare Bürger immer wieder samstags, wenn diese stundenlang wie sediert auf ohrenbetäubenden Mähgeräten sitzen oder in Abgaswolken hinter diesen herlaufen? Verantwortlich ist vermutlich ein Fehler in der Kommunikation zwischen Pflanze und Mensch. Für Pflanzen ist die wöchentliche Mahd alles andere als „dufte“. Die flüchtigen Blattduftstoffe, die wir als „frischgemähten Grasduft“ lieben, schützen die Pflanze bei Verletzungen vor bakteriellen Infektionen, und gleichzeitig ist es ein Hilferuf an „Verbündete“ wie beispielsweise Insekten, um Fressfeinde abzuwehren. Die Evolution hat aber anscheinend nicht mit Feinden in Form von Mähgeräten gerechnet, die sich partout nicht abschrecken lassen. Und sie rechnete vermutlich auch nicht mit „schnüffelnden“, mähenden Menschen, die „blutendes Gras“ als stressreduzierende und stimmungsaufhellende Aromatherapie empfinden. Der Pflanzen-SOS-Duft wird sogar industriell nachgebaut und als Parfüm oder zur Aromatisierung von Tees verwendet. Verstehe einer menschliche Genüsse! Immerhin soll dieser Alkohol, dieses „Gras“ nicht süchtig machen… Mäh-Junkies gebe man zur besseren Dosierung vorsichtshalber nur eine kleine Nagelschere zur Hand.
Ja, im mähfreien Mai ist Willensstärke und Gelassenheit gefragt. Die gute Nachricht ist: Wachsendes Gras ist kein Anlass zur Panik. Wenn ein Halm oder gar eine Blüte ihren Kopf über die magische 5 cm Rasenhöhe reckt, gerät die Welt nicht aus den Fugen, und es besteht keinerlei Gefahr von Kontrollverlust oder Chaos. Im Gegenteil: Wer dem Griff zum Mähgerät widersteht, gewinnt, wenn wieder Leben auf den Wiesen einkehrt, Blumen blühen dürfen und Insekten und Kleintiere nicht unter rotierenden Schneiden geschreddert, aufgesaugt und im Rasenschnitt entsorgt werden.
Tier- und Blumenfreunde sollten sich daher eine Sense besorgen, um ihre Wiese zu pflegen. Dies hält zudem fit und funktioniert auch auf größeren Flächen sehr gut, wenn man sich immer wieder ein weiteres Stück Wiese vornimmt und sich so Stück für Stück und mit eingeteilten Kräften durch die gesamte Fläche arbeitet. Das Mähen mit einer Sense und die ruhige Bewegung an der frischen Luft machen Spaß. Es ist ein bisschen wie Meditation, wenn man am frühen Morgen eine scharfe, singende Klinge ruhig und rhythmisch durch noch feuchtes Gras zieht.
2 Cis-3-Hexenol, auch bekannt als „Blätteralkohol“, ist eine natürlich vorkommende chemische Verbindung aus der Gruppe der ungesättigten Alkohole. Diese ölige Flüssigkeit kommt zumindest in Spuren in den grünen Teilen von fast allen Pflanzen vor und riecht stark nach frisch geschnittenem Gras.
Mehr zum Thema MÄHEN findest du in meinem Buch SO GEHT NATURGARTEN im Kapitel WIESE.
Warum „Back to the roots“ beim Mähen kein Rückschritt ist? Sensen schneiden hohes Gras in nur einer Ebene. Dabei wird das Mähgut nicht zerkleinert und gequetscht und deshalb darin enthaltene Käfer, Schmetterlinge und deren Raupen, Grashüpfer und Grasfrösche geschont. Wenn du den mähfreien Mai sogar noch verlängerst, keinen Kunstdünger und Gifte verwendest und nur zweimal im Jahr und in Etappen mähst, dann bekommst du auf jeden Fall einen ersten Platz mit Sternchen auf dem Siegertreppchen der NO MOW MAY-Challenge 🙂
… und hier nur ein paar Wiesenblumen, die im Mai in unserer Wiese blühen: